Film „Diego Maradona“: Diego war schon immer großes Kino - Trailer - WELT (2025)

Film „Diego Maradona“: Diego war schon immer großes Kino - Trailer - WELT (1)

Diego Maradona war schon immer großes Kino. Und ist jetzt endlich wirklich im Kino zu sehen. Als tragischer Held in einer Doku. Sie zeigt, wie der Superfußballer mit dem Ruhm nie fertig wurde.

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Es gibt diese Kategorie der ikonischen Rasenszenen, wie fürs Kino und fürs Fußballfeuilleton erfunden: Balotellis Jubelpose bei der EM 2012 beispielsweise. Zidanes stierähnlicher Kopfstoß gegen Marco Materazzi bei der WM 2006. Oder eben Maradonas „Hand Gottes“ im Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1986. Das per Handspiel erzielte und damit irreguläre, doch vom Schiri gegebene Tor Maradonas gegen England wurde sprichwörtlich. Wessen Hand denn da im Spiel gewesen sei – wenn nicht seine, wird er später gefragt. Die Hand Gottes, murmelt Maradona.

Für ihn steht völlig außer Frage, dass das 1:0 für Argentinien ebenso verdient war wie das vier Minuten später erzielte 2:0, das WM-Tor des Jahrhunderts. Die symbolische Rache an den Engländern für den verlorenen Falklandkrieg steckte in dieser fußballerischen Begegnung, aber vor allem der ganze Mythos Maradona – „ein wenig Schummelei und eine Menge Genie“. So sahen es Zeitgenossen, und so dokumentiert es jetzt der grandios gelungene Kinofilm „Diego Maradona“ von Asif Kapadia.

Viel nie gezeigtes Originalmaterial

Der britische Regisseur, 1972 als Kind indisch-muslimischer Eltern in London geboren, hat schon großartige Porträts über Ayrton Senna und Amy Winehouse verfasst. Auch bei „Diego Maradona“ hat er gewusst, worauf er sich einlässt: 500 Stunden Filmmaterial (also 20 Tage Maradona) hat Kapadia ausgewertet und zu einer sinnstiftenden Erzählung arrangiert.

Ausschließlich mit O-Tönen aus den Szenen und ohne jeden Voiceover-Erklärbär-Kommentar. Kapadia hat viel Filmmaterial verwendet, das so noch nie gezeigt wurde. Schon in den 80er-Jahren begleiteten Kameras Maradona beim Training.

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Der Film beginnt 1984, als Maradona zum SSC Neapel wechselt. Es war einer der spektakulärsten Transfers der Fußballgeschichte. Der damals teuerste Fußballspieler der Welt geht (vom FC Barcelona) zum Verein der ärmsten Stadt Italiens, der nie Meister gewesen ist. Und überhaupt: Woher hat der hoch verschuldete Fußballverein das Geld?

Maradonas Körper ist ein Leitmotiv des Films

Weiß Maradona, was die Camorra ist? Als der schwarz gelockte, unbedarfte Argentinier auf der ersten Pressekonferenz diese Frage gestellt bekommt, sieht sich der Vereinsboss bemüßigt, sie zu beantworten. Der Klubpräsident spricht für Maradona, irgendwas mit: Er verbitte sich diese Verleumdung und Beleidigung der Fans.

Drei Jahre später wird Neapel italienischer Meister mit Maradona. Bereits im Jahr zuvor war er mit Argentinien Weltmeister geworden. Phänotypisch wirkt die Zeit denkbar entrückt: Männer in superkurzen Fußballerhosen. Die Spielerfrauen haben Föhnwelle. Und alle tragen diese hell gewaschenen, bis hoch über den Po gezogenen Jeans. Wenn Fans ein Foto mit dem Star wollen, braucht es einen Fotografen. Smartphones und Selfies sind die großen Abwesenden dieses Films.

Die gewaltige Wucht, mit der sich Neapels Menschen und Medien Maradonas bemächtigen, kommt auf einer beschmierten Friedhofsmauer am besten zum Tragen: „Sie wissen nicht, was sie verpasst haben“, steht dort mit weißer Pinselschrift geschrieben.

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Maradonas Körper, vom Hochleistungssportler und Bewegungsgenie bis zum Wrack, ist ein Leitmotiv des Films: Wir sehen den kurzbeinigen Maradona, der härter trainieren muss als andere, um genauso schnell zu sprinten. Den talentierten Tänzer und Frauenschwarm im Nachtleben von Neapel. Den Weltstar, der irgendwann den Grüßaugust auf Familienfeiern der Camorra spielt, weil die ihn so bequem mit Koks versorgt und ihm die Steuerbehörden vom Leib hält.

Irgendwann geht die Maradona-Woche so: sonntags Spiel, danach bis Mittwoch Koks, dann bis Sonntag alle Drogen wieder ausschwitzen. Irgendwann wenden sich immer mehr von ihm ab. Zur Fußball-WM 1990 (bei der es, ausgerechnet in Neapel, zum Halbfinale Argentinien gegen Italien kommt) ist Maradona die plötzlich meistgehasste Person des Landes.

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Kapadias Film stellt Maradona in seiner ganzen Tragik bloß, aber nie aus. Auf einer zweiten Ebene lässt sich der Film wie ein Gleichnis auf die unbewältigten Mächte der Globalisierung schauen: Große Fußballer sind globale Geldmaschinen – und sie waren es schon Jahrzehnte bevor Management, Mentaltrainer und Markenführung erfunden waren.

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Maradonas wilde, ebenso große wie sportlich schnell zu Ende gegangene Karriere steht auch dafür, wie brutal Ruhm im Fußball sein kann. Wie schnell man vom Fußball-Stadtheiligen zur Persona non grata mutiert. Wie ungeschützt man in die Weltöffentlichkeit hineinkatapultiert wird und wie erbarmungslos man nach Lebenswandel und falschen Freunden wieder hinauskompromittiert werden kann. Dem Mythos ist das nicht abträglich.

Bei den letzten Sequenzen des Filmes, in denen Maradona als wackelnder Teletubby Fußballspiele mit Mädchenmannschaften bestreitet, weiß man nicht ganz – ist er jetzt ein steifes Maskottchen der „body positive“-Bewegung? Oder ein glücklicher Überlebender seiner eigenen Ausnahmekarriere? „Diego hatte ein Leben wie im Traum – und im Albtraum“, sagt ein Weggefährte. Der Film funktioniert auch deshalb wie eine antike Tragödie, aus der wir alle geläutert herausgehen.

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Author: Carlyn Walter

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